Vermeidbare Fehler bei Heizungswasser
Viele Schäden in Heizungsanlagen lassen sich auf falsche Annahmen oder Nachlässigkeiten bei der Wasserqualität zurückführen. Typische Fehler entstehen oft durch unzureichende Kenntnisse der Normen, fehlendes Monitoring oder die Verwendung von ungeeignetem Wasser. Für Fachbetriebe ist es entscheidend, diese Fehler zu kennen und konsequent zu vermeiden, um Störungen, Ausfälle und Reklamationen zu verhindern.
Häufige Fehler im Überblick
Trinkwasser als Füllwasser verwenden
Ein verbreiteter Irrtum ist die Annahme, dass Trinkwasser automatisch auch für Heizungsanlagen geeignet ist. Zwar erfüllt es hohe hygienische Anforderungen, enthält aber häufig Härtebildner und gelöste Salze, die Ablagerungen und Korrosion fördern.
Nur Enthärtung ohne Behandlung
Eine reine Enthärtung senkt zwar die Härte, belässt aber die Salzfracht im Wasser. Dadurch bleibt die Korrosionsgefahr bestehen. Ohne zusätzliche Aufbereitung oder Konditionierung können Schäden entstehen, insbesondere in sensiblen Systemen.
Einmal messen und abhaken
Die Wasserqualität verändert sich im laufenden Betrieb. Wer nur bei der Erstbefüllung misst, übersieht langfristige Trends. Fehlendes Monitoring führt dazu, dass Probleme oft erst erkannt werden, wenn bereits Schäden entstanden sind.
Schlammabscheider als alleinige Lösung
Ein Schlammabscheider entfernt Partikel, beseitigt jedoch nicht die Ursachen von Korrosion oder Härteproblemen. Ohne ergänzende Maßnahmen wie Filtration, Entgasung oder Wasseraufbereitung bleibt es bei einer Symptombehandlung.
Keine Berücksichtigung der Werkstoffe
Moderne Heizsysteme bestehen häufig aus einem Materialmix. Wird der pH-Bereich nicht auf alle Werkstoffe abgestimmt, sind Korrosionsschäden vorprogrammiert. Besonders Aluminium erfordert eng definierte Werte.
Folgen dieser Fehler
- Erhöhter Energieverbrauch durch Beläge und Strömungsverluste
- Korrosion, Leckagen und verkürzte Lebensdauer der Anlage
- Hoher Wartungsaufwand und zusätzliche Serviceeinsätze
- Verlust von Garantie- und Förderansprüchen
- Unzufriedenheit der Betreiber und steigende Reklamationsquoten
Normative Vorgaben
Die VDI 2035 formuliert klare Anforderungen an Härte, Leitfähigkeit und pH-Wert. Ergänzend sind die DIN EN 12828 sowie die DIN EN 1717 relevant. Fachbetriebe müssen diese Vorgaben nicht nur technisch umsetzen, sondern auch durch Monitoring und Dokumentation belegen.
Normen und Richtlinien
Die VDI 2035 fordert ausdrücklich die Dokumentation der Wasserqualität. Ergänzend verweist die DIN EN 12828 auf die sicherheitstechnische Auslegung von Heizsystemen, während die DIN EN 1717 den Schutz des Trinkwassers regelt. Für Kalt- und Kühlkreisläufe ist die VDI/BTGA 6044 relevant. Fachbetriebe müssen diese Vorgaben umsetzen, um normkonform zu arbeiten und Haftungsrisiken zu vermeiden.
Praxisempfehlungen für Fachbetriebe
FAQ: Heizungswasser
Die VDI 2035 definiert unter anderem Grenzwerte für pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit und Gesamthärte des Heizungswassers. Ziel ist die Vermeidung von Steinbildung und wasserseitiger Korrosion. Je nach verwendeten Werkstoffen gelten unterschiedliche Anforderungen. Für Aluminiumkomponenten ist ein engerer pH-Bereich vorgeschrieben, während bei Stahl- oder Kupfersystemen höhere Toleranzen möglich sind.
Der pH-Wert steuert maßgeblich die Korrosionsneigung. In leicht alkalischem Milieu laufen Korrosionsprozesse deutlich langsamer ab. Ist der pH-Wert zu niedrig, steigt die Gefahr für Lochfraß und Spannungsrisse. Bei Anlagen mit Aluminiumbauteilen muss der pH-Bereich enger eingehalten werden, um Materialschäden zu vermeiden.
Trinkwasser erfüllt zwar hohe hygienische Anforderungen, ist jedoch für den technischen Einsatz in Heizsystemen oft ungeeignet. Härtebildner, gelöste Salze oder aggressive Anionen wie Chlorid können Ablagerungen und Korrosion verursachen. Deshalb ist eine gezielte Aufbereitung des Füll- und Ergänzungswassers nach VDI 2035 notwendig.
Eine erste Prüfung sollte nach der Befüllung innerhalb von 48 Stunden erfolgen, eine weitere nach etwa drei Monaten im eingeschwungenen Betrieb. Danach empfiehlt sich mindestens eine jährliche Kontrolle. Bei Störungen, Nachspeisungen oder auffälligen Betriebsveränderungen sollte zusätzlich eine Probenahme erfolgen.
Füllwasser ist das Wasser, das bei der Erstbefüllung der Anlage eingebracht wird. Ergänzungswasser bezeichnet Nachspeisungen während des Betriebs, zum Beispiel nach Entleerungen oder Druckverlusten. Für beide gelten die gleichen Qualitätsanforderungen, da jede Nachspeisung die chemische Zusammensetzung des Umlaufwassers verändern kann.
Wichtige weitere Regelwerke sind die VDI/BTGA 6044 für Kalt- und Kühlkreisläufe, die DIN EN 12828 zur sicherheitstechnischen Auslegung von Heizungsanlagen sowie die DIN EN 1717 zum Schutz des Trinkwassers. Diese Normen regeln Anforderungen an Wasserqualität, Monitoring und Systemtrennung.
Biofilm und Magnetit zeigen sich durch verfärbtes oder trübes Heizungswasser, verringerte Wärmeübertragung und blockierte Bauteile. Vorbeugung erfolgt durch Sauerstoffvermeidung, regelmäßiges Monitoring sowie den Einsatz von Filtern und Magnetitabscheidern. Bei bestehendem Befall helfen Stoßbehandlungen in Kombination mit Wasserwechseln und nachfolgendem Monitoring.
Betreiber müssen die Qualität des Heizungswassers dokumentieren, um Normenkonformität und Gewährleistungsansprüche nachweisen zu können. Dazu gehören Messwerte zu Füll- und Ergänzungswasser, Ergebnisse von Laboranalysen sowie Angaben zu Wartungen, Nachspeisungen und eventuellen Störungen. Diese Daten sind im Anlagenbuch festzuhalten und regelmäßig zu aktualisieren.
- Heizungswasser stets analysieren und aufbereiten, statt ungeprüftes Trinkwasser einzusetzen.
- Aufbereitungsverfahren an die jeweilige Anlage und die verwendeten Werkstoffe anpassen.
- Monitoringpläne erstellen und die Werte regelmäßig dokumentieren.
- Ursachenbeseitigung statt reiner Symptombehandlung durch Abscheider oder Filter.
- Betreiber aktiv einbinden und über die Bedeutung von Nachspeisungen und Kontrollen informieren.
