Schäden durch falsche Heizungswasserqualität
Die Folgen einer ungeeigneten Heizungswasserqualität sind gravierend und gehören zu den häufigsten Ursachen für Störungen in Heizsystemen. Korrosion, Kalk, Magnetit und Biofilm beeinträchtigen nicht nur die Energieeffizienz, sondern verursachen hohe Kosten und gefährden die Betriebssicherheit. Für Fachbetriebe ist das Verständnis der Schadensmechanismen entscheidend, um Anlagen dauerhaft normgerecht und zuverlässig zu betreiben.
Typische Schäden im Überblick
Korrosion
Durch Sauerstoffeintrag, ungeeignete pH-Werte oder aggressive Anionen entstehen Korrosionsprozesse. Diese führen zu Lochfraß, Rissen und Materialabtrag an Stahl, Kupfer oder Aluminium. Langfristig resultieren daraus Leckagen und Totalausfälle von Wärmetauschern und Rohrleitungen.
Kalkablagerungen
Hohe Härtewerte im Heizungswasser verursachen die Ausfällung von Calcium- und Magnesiumsalzen. Die Ablagerungen setzen sich an Wärmetauschern, Heizkörpern und Ventilen fest. Bereits wenige Millimeter Kalk wirken wie eine Isolierschicht und erhöhen den Energieverbrauch erheblich.
Magnetit
Korrosion in Stahl- und Gussbauteilen führt zur Bildung von schwarzem Magnetitschlamm. Dieser lagert sich in Pumpen, Ventilen und Wärmetauschern ab, blockiert Bauteile und verschlechtert den hydraulischen Abgleich. Die Folge sind ungleichmäßige Wärmeverteilungen und Störungen.
Biofilm
In Niedertemperatursystemen können sich Mikroorganismen vermehren und Biofilme bilden. Diese belasten nicht nur die Wärmeübertragung, sondern verändern auch lokal den pH-Wert. Dadurch entstehen neue Korrosionsherde. Biofilm ist zudem ein Indikator für mikrobiologisch beeinflusste Korrosion (MIC), die schwer kontrollierbar ist.
Folgen für Effizienz und Betriebssicherheit
- Erhöhter Energieverbrauch durch Beläge und Strömungsverluste
- Störungen und Ausfälle an Pumpen, Ventilen und Wärmetauschern
- Häufige Wartungseinsätze durch Spülungen und Reparaturen
- Verkürzte Lebensdauer der gesamten Heizungsanlage
- Gefährdung von Förderungen und Garantieansprüchen, wenn Normen nicht eingehalten werden
Normative Grundlagen
Die VDI 2035 definiert klare Grenzwerte für Härte, Leitfähigkeit und pH-Wert, um Schäden durch Kalk und Korrosion zu vermeiden. Ergänzende Regelwerke wie die DIN EN 12828 und die VDI/BTGA 6044 fordern regelmäßige Kontrolle und Dokumentation. Nur bei nachweislicher Einhaltung dieser Vorgaben sind Herstellergewährleistung und Förderfähigkeit gesichert.
Prävention und Praxisempfehlungen
- Aufbereitung des Füll- und Ergänzungswassers durch Enthärtung, Entsalzung oder chemische Konditionierung
- Nebenstromfiltration und Magnetitabscheider zur kontinuierlichen Entfernung von Partikeln
- Entgasungssysteme gegen Sauerstoffeintrag und Gasblasen
- Regelmäßige Monitoring-Programme zur Kontrolle von pH-Wert, Leitfähigkeit und Korrosionsindikatoren
- Dokumentation im Anlagenbuch, um die Einhaltung der Normen zu belegen und Reklamationen abzusichern
Praxisbeispiel
In einer typischen Heizungsanlage mit unaufbereitetem Füllwasser können sich bereits nach kurzer Zeit Kalk- und Magnetitablagerungen bilden. Diese erhöhen den Energiebedarf um bis zu 15 Prozent. Durch konsequente Aufbereitung mit Vollentsalzung, Nebenstromfiltration und automatischer Entgasung konnte der Verbrauch in vergleichbaren Anlagen deutlich reduziert werden. Die Investition amortisierte sich bereits nach wenigen Heizperioden.
FAQ: Heizungswasser
Die VDI 2035 definiert unter anderem Grenzwerte für pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit und Gesamthärte des Heizungswassers. Ziel ist die Vermeidung von Steinbildung und wasserseitiger Korrosion. Je nach verwendeten Werkstoffen gelten unterschiedliche Anforderungen. Für Aluminiumkomponenten ist ein engerer pH-Bereich vorgeschrieben, während bei Stahl- oder Kupfersystemen höhere Toleranzen möglich sind.
Der pH-Wert steuert maßgeblich die Korrosionsneigung. In leicht alkalischem Milieu laufen Korrosionsprozesse deutlich langsamer ab. Ist der pH-Wert zu niedrig, steigt die Gefahr für Lochfraß und Spannungsrisse. Bei Anlagen mit Aluminiumbauteilen muss der pH-Bereich enger eingehalten werden, um Materialschäden zu vermeiden.
Trinkwasser erfüllt zwar hohe hygienische Anforderungen, ist jedoch für den technischen Einsatz in Heizsystemen oft ungeeignet. Härtebildner, gelöste Salze oder aggressive Anionen wie Chlorid können Ablagerungen und Korrosion verursachen. Deshalb ist eine gezielte Aufbereitung des Füll- und Ergänzungswassers nach VDI 2035 notwendig.
Eine erste Prüfung sollte nach der Befüllung innerhalb von 48 Stunden erfolgen, eine weitere nach etwa drei Monaten im eingeschwungenen Betrieb. Danach empfiehlt sich mindestens eine jährliche Kontrolle. Bei Störungen, Nachspeisungen oder auffälligen Betriebsveränderungen sollte zusätzlich eine Probenahme erfolgen.
Füllwasser ist das Wasser, das bei der Erstbefüllung der Anlage eingebracht wird. Ergänzungswasser bezeichnet Nachspeisungen während des Betriebs, zum Beispiel nach Entleerungen oder Druckverlusten. Für beide gelten die gleichen Qualitätsanforderungen, da jede Nachspeisung die chemische Zusammensetzung des Umlaufwassers verändern kann.
Wichtige weitere Regelwerke sind die VDI/BTGA 6044 für Kalt- und Kühlkreisläufe, die DIN EN 12828 zur sicherheitstechnischen Auslegung von Heizungsanlagen sowie die DIN EN 1717 zum Schutz des Trinkwassers. Diese Normen regeln Anforderungen an Wasserqualität, Monitoring und Systemtrennung.
Biofilm und Magnetit zeigen sich durch verfärbtes oder trübes Heizungswasser, verringerte Wärmeübertragung und blockierte Bauteile. Vorbeugung erfolgt durch Sauerstoffvermeidung, regelmäßiges Monitoring sowie den Einsatz von Filtern und Magnetitabscheidern. Bei bestehendem Befall helfen Stoßbehandlungen in Kombination mit Wasserwechseln und nachfolgendem Monitoring.
Betreiber müssen die Qualität des Heizungswassers dokumentieren, um Normenkonformität und Gewährleistungsansprüche nachweisen zu können. Dazu gehören Messwerte zu Füll- und Ergänzungswasser, Ergebnisse von Laboranalysen sowie Angaben zu Wartungen, Nachspeisungen und eventuellen Störungen. Diese Daten sind im Anlagenbuch festzuhalten und regelmäßig zu aktualisieren.
